Al Imfeld erzählt Geschichten
Arme Seelen fahren Schiff
Erschienen: 1998
Doppel-CD
CHF 38.-
Das Zahnwehkreuz
Poltergeister und Rosenkranz
Lourdes-Wasser
Coca-Cola
Der Theologieprofessor
Der Tod meiner Mutter
Regenmacher
Ich sah Engel überall
Die Magie der Wasserfälle
Arme Seelen fahren Schiff
Mit Schädel und Magie
Al Imfeld - zuhause am Napf in der niederen Bauernstube unter dem tief heruntergezogenen Wetterdach und Al Imfeld - zuhause in luftigen afrikanischen Lehmhütten mit Dächern aus Schilf.
Die Geschichten, die Al Imfeld uns auf 2 CD's erzählt, machen aus diesem kulturellen und emotionalen Spagat einen leichten Grätschritt. Die ZuhörerInnen werden in Küchen geführt, in denen es gleichzeitig nach Maniok und Rösti riecht. Mit grosser Lust folgt Imfeld den erdig-materiellen Spuren verschütteter Verbindungen zwischen westlicher und afrikanischer Kultur und Spiritualität.
Die Schauplätze der Erzählungen wechseln ab - Wüstenstaub und Hagelkorn - der Erzähler bleibt der selbe. Die Identität des Journalisten Imfeld, der völlig unvorbereitet zum zentralafrikanischen Regenmacher wird, wurzelt im kleinen Hinterländlerbub der seine Nase in die Geheimnisse von Engeln, Rosenkranz und Zahnwehbaum steckt. Dieselbe Nase wird später Geschichte aufspüren, die die etwas hilflosen Versuche institutionalisierter Religion illustrieren, allzu offensichtliche Manifestationen primitiv-heidnischer Spiritualität auszurotten oder durch kirchlichverordnete Symbole zu ersetzen.
Wenn in den letzten Jahren im Westen ein umfassendes Interesse an «ursprünglichen» Kulturen erwacht und oft etwas demonstrativ gepflegt worden ist, so führen uns Imfelds Geschichten etwas weiter - oder sehr viel näher: zu den Ursprüngen hiesiger Spiritualität und deren Konflikte mit kirchlichen und weltlichen Machtverwaltern. In Imfelds Geschichten wird zumindest angedeutet, dass ursprüngliche Kulturformen in unseren sogenannten Randgebieten bessere Überlebenschancen hatten, als in den sogenannten Zentren.
Al Imfeld gelingt es, in der berührenden Geschichte vom sterbenden Theologieprofessor die Tragik des abendländischen Rationalismus ohne besserwisserische Anklagepose auf den menschlichen Punkt zu bringen:
Was wir über mindestens zwei Jahrhunderte kultiviert haben - einen alle andern Wahrnehmungen verdrängenden, ausschliessenden Rationalismus, der sich auch in unseren intimsten Lebensvollzügen breitgemacht haben - was wir uns und anderen Kontinenten damit angetan haben, leuchtet auf in den letzten paranoiden Tagen des Universitätsgelehrten. Sein wissenschaftlich geschulter Verstand, gewohnt zwingender Argumentation zu gehorchen, wird mit ungeheuerlicher Gewalt und Mächten gepackt, die keiner rationalen Argumentation zugänglich sind.
Wo logisches Sprechen verstummt, bleiben Bilder und Geschichten:
Der Medizinmann, der mit «Coca Cola» heilendes Wasser ansetzt, die Wasserfälle, die heilende Informationen weitertragen können, der Bergbach, der leise zu denjenigen spricht, die die Ohren haben zum Hören.